Warum mehr Geriatrie in der Urologie?

G8-Assessment in der Urologie:
Herausforderung und Bedeutung für die Betreuung geriatrischer Patienten

Abgesehen von den demographischen Erfordernissen (die Urologie behandelt nach KV-Daten die ältesten Patienten neben der Geriatrie selbst) stellt der demographische Wandel für die Urologie eine berufspolitische und medizinische Herausforderung dar. Urologen werden in Zukunft daran gemessen werden, wie kompetent sie auch geriatrische Patienten mit urologischen Erkrankungen betreuen können.

Typisch für den geriatrischen Patienten, der als über 75 Jahre alt und multimorbid oder über 80 Jahre alt bezeichnet wird, ist auch in der Urologie ein Nebeneinander vieler Syndrome, die sich nicht mit den üblichen Messwerten wie Restharn, PSA und Lymphknotenzahl erfassen lassen. So sind Urologen häufig unsicher, wenn sie eine Sturzneigung, ein Mobilitätsdefizit oder kognitive Einschränkungen beschreiben sollen. Eine solche strukturelle Erfassung und Kommunikation ist aber bei der Therapieentscheidung für verschiedene alternative Therapieoptionen oder auch bei der Entscheidung für eine Palliation und gegen eine Therapie extrem wichtig.

Hier ist „mehr Geriatrie in der Urologie“ gefordert – das strukturierte und graduierte Erfassen von Funktionsdefiziten als Basis für Therapieentscheidungen in der Urologie und Uro-Onkologie. Ein erster Schritt in diese Richtung ist der sogenannte G8-Score, der zu den geriatrischen Screening-Tools gehört und die Einstufung eines Patienten als fit oder vulnerabel erlaubt. Bei einem auffälligen G8-Score empfiehlt es sich, vor einer Therapie weitere, umfassende geriatrische Assessments durchzuführen und eventuell rehabilitative Konzepte zu erwägen.

Das Ergebnis dieses validierten Screening-Tools ist geeignet, Therapieentscheidungen nicht nur in medizinischen (Tumor- oder Beckenboden-)Konferenzen, sondern auch in der Kommunikation mit Zuweisern, Angehörigen, Betreuern oder auch dem Medizinischen Dienst transparent zu machen und abzusichern.

Unter folgendem Link finden Sie eine elektronische Version des G8-Assessments mit anschließender Kurzerklärung des Ergebnis-Punktwertes.

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann
Leiter der Klinik für Urologie, Ev. Krankenhaus Witten